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Chip 1996 November
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1996-09-20
|
5KB
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104 lines
Liebe Linux-Freunde,
dieser Text beschreibt, wie Sie einen eigenen Linux-Kernel selbst herstellen.
Der Vorteil eines solchen Kernels ist, da▀ dieser kompakter als die universellen ist.
Folge: Linux bootet schneller und es steht mehr Speicher (RAM) zur Verfⁿgung.
Um einen solchen Kernel herzustellen, mu▀ ein Compiler-Lauf durchgefⁿhrt werden.
Die Voraussetzung dafⁿr ist der GNU-C-Compiler, einige Tools, der Source-Code von
Linux und die Linux-Standard-Shell Bash.
Diese Komponenten sind auf mehrere Pakete im Format *.tgz (Verkⁿrzung von *.tar.gz,
das ist GNU-Tar und GNU-Zip) verteilt. Alle ben÷tigten Pakete befinden sich in diesem
Unterverzeichnis. Nun gibt es zwei M÷glichkeiten: a) Sie kopieren temporΣr den Inhalt
dieses Verzeichnisses in ein Nicht-Linux-Unterverzeichnis Ihrer Festplatte oder b)
mounten unter Xlinux dieses CD per >>mount -t iso9660 /dev/cdrom /cdrom -o ro<<.
Fⁿr das Compilieren der Linux-Sourcen ben÷tigen Sie keine Programmierkenntnisse.
Trotzdem ist die Abarbeitung des Konfigurationsdialogs nicht ganz einfach. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit wird CHIP diesem Thema in absehbarer Zeit einen eigenen Artikel
widmen.
Am besten drucken Sie sich dieses Dokument als Arbeitsgrundlage aus. Die Schritte
im Einzelnen:
1. Stellen Sie sicher, da▀ noch ausreichend Platz auf der Partition vorhanden ist, auf
der sich Xlinux befindet.
Au▀erdem ben÷tigen Sie ausreichend freien Arbeitsspeicher. Unter UmstΣnden mⁿssen Sie
deshalb nochmals das Script /sbin/swapconfig ausfⁿhren.
2. Booten Sie Xlinux und loggen sich als >>root<< ein.
3. Legen Sie zwei Unterverzeichnisse an:
>>mkdir /var/adm/packages<<
>>mkdir /var/adm/scripts<<
4. Wechseln Sie per >>cd .....<< ins das Verzeichnis, in dem sich die Pakete fⁿr den
Compiler usw. befinden (s.o.). Arbeiten Sie nun folgende Befehle ab:
>>installpkg binutils.tgz<<
>>installpkg shlibs.tgz<<
>>installpkg gcc270.tgz<<
>>installpkg libc.tgz<<
>>installpkg linux-20.tgz<<
>>mv /linux /usr/src<<
>>installpkg bash.tgz<<
5. Es ist empfehlenswert, die Bash fⁿr alle Benutzer zur "Normal-Shell" zu machen, da
sie a) eine viel h÷here FunktionalitΣt als die bislang verwandte ash hat und b)
zum Compilieren des Kernels zwingend n÷tig ist und c) praktische alle Linuxianer
die Bash verwenden. Also:
>>rm /bin/sh<<
>>ln -s /bin/bash /bin/sh<<
Sie k÷nnen ausprobieren, ob das funktioniert hat. Wechseln Sie dazu per [Alt][F2]
auf die nΣchste Konsole und loggen sich wieder als >>root<< ein. Wenn Sie auf dem
Prompt gelangen, hat es funktioniert. Letzte Gewi▀heit erlangen Sie, indem Sie 2x
kurz hintereinander auf [Tab] drⁿcken; eine Dateiliste mu▀ erscheinen. Eine der
herausragenden Eigenschaften ist die Suchfunktion der Bash: Wenn Sie beginnen einen
Datei- oder Verzeichnisnamen zu schreiben, l÷st [Tab] eine VervollstΣndigung der
Eingabe aus. Gibt es mehrere M÷glichkeiten, l÷st ein zweites [Tab] die Ausgabe aller
passenden Namen aus.
Die Datei /etc/profile ist fⁿr den Einsatz der Bash noch nicht ganz perfekt. Darum
erhalten Sie noch eine Fehlermeldung nach jedem Einlog-Vorgang. Editieren Sie deshalb
mit einem Texteditor (z.B. joe) in diesm File mindestens eine der Zeilen 35 bis 37.
L÷schen Sie das #-Zeichen am Anfang der Zeile(n). Danach ist die Fehlermeldung ver-
schwunden.
6. Jetzt mu▀ noch ein Link angelegt werden:
>>ln -s /usr/bin/awk /usr/bin/gawk<<
7. >>cd /usr/src/linux<<
>>make mrproper<<
8. >>make config<<
Jetzt wird ein Dialog ⁿber die Hard- und Software-Konfiguration des Kernels abge-
arbeitet. Wichtig ist, da▀ Sie die Unterstⁿtzung von UMSDOS (bei Dateisysteme) ein-
binden. Haben Sie dabei eine Nachfrage falsch beantwortet, k÷nnen Sie mit [Ctrl][C]
das Make abbrechen und den Vorgang wiederholen. Die meisten Dialoge lassen es zu,
ein [?] einzugeben, was eine kurze englische ErklΣrung nach sich zieht.
9. >>make dep<<
>>make clean<<
10.Ein
>>make zImage<<
startet den eigentlichen Compile-Vorgang, der abhΣngig von Kernel-Konfiguration und
CPU-Leistung zwischen 10 und 30 Minuten dauert. Wenn der Compiler im Verlauf des Vor-
gangs mit einer Fehlermeldung abbricht, liegt entweder ein Hardware-Defekt Ihres PC
vor (z.B. wird der RAM unter Linux intensiver als unter DOS und Windows angesprochen,
was bislang versteckte RAM-Fehler aufdecken kann) oder Sie haben eine unsinnige Ker-
nel-Konfiguration gewΣhlt. Dann mⁿssen Sie den Schritt >>make config<< wiederholen.
11.>>cd arch/i386/boot<<
>>mv zImage /<<
>>cd /<<
>>mv vmlinuz vmlinuz.old<<
>>mv zImage vmlinuz<<
12.Jetzt k÷nnen Sie den neuen Kernel ausprobieren:
>>reboot<<
13. Viel Glⁿck !
Jan Kleinert
CHIP-Redakteur